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17. Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin - ein Rückblick

Veröffentlicht am 17.10.2022 von Claudia Pfister

Mit dem Thema „Herr Doktor, lassen Sie mich gehen!“ Wenn alte Menschen sterben wollen.“, hat das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie im Unionhilfswerk in diesem Jahr den Fokus seiner 17. Fachtagung Palliative Geriatrie auf ein spannungsreiches Thema – den Sterbewunsch hochbetagter und dementer Menschen gelegt. Und das aus gutem Grund: Bezugnehmend auf die Video-Grußbotschaft der Ehrenvorsitzenden der Fachgesellschaft Palliative Geriatrie (FDGP), Marina Kojer, die allen Teilnehmern wünschte "bis zuletzt zum Leben Ja zu sagen'", fällt genau das vielen Hochbetagten vor dem Hintergrund von Krankheiten, Schmerzen, Ängsten und dem Verlust ihrer Würde schwer.
Den Sterbewunsch alter Menschen zu akzeptieren und ihm durch Palliative Geriatrie etwas entgegenzusetzen, das sollte darum auf der internationalen Tagung herausgearbeitet und diskutiert werden. Renommierte Mitwirkende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg beleuchteten das Thema aus verschiedenen Richtungen und diskutierten in fünf Themen-Sessions mit den rund 250 Teilnehmer:innen, 60 davon online zugeschaltet.

Sterbewunsch als große Herausforderung

Für die richtige Einstimmung ins Thema sorgten gleich die ersten beiden Vorträge: Ralf Jox, Facharzt für Neurologie und Palliativmediziner aus Lausanne (CH), sprach darüber, wo und wie uns Sterbewünsche in der Palliativen Geriatrie begegnen. Und der Züricher Geriater und Palliativmediziner Roland Kunz machte deutlich, wie ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben alter Menschen bis zuletzt gesichert werden kann – nämlich auch durch das Anerkennen von Sterbewünschen.
Wie schwer dies jedoch für die Nahestehenden ist und vor welchen Herausforderungen die Beratung der Angehörigen steht, das versuchte Bärbel Sievers-Schaarschmidt, Hamburg, in ihrem Vortrag „Du kannst doch deine Mutter nicht in den Tod bringen!“ zu vermitteln.
Der Wiener Geriater, Palliativmediziner und Kommunikationstrainer Harald Retschitzegger beleuchtete in seinem leichtfüßigen Exkurs „Einschlafen dürfen, wenn man müde ist …“ das Sterben und Suizidhilfe in Palliativer Geriatrie und belletristischer Literatur. Inhaltlich „schwerere Kost“ bot dann das Referat „Zum Assistierten Suizid eine Haltung entwickeln.“ Sven Schwabe, Hannover, stellte die Arbeit mit dem DHPV-Dialogpapier „Hospizliche Haltung in Grenzsituation“ in der Praxis vor.

FGPG-Grundsatzpapier vorgestellt

"Ohne Urteil in die Empathie gehen – das ist ein Prinzip der Validation", erläuterte Vicki de Klerk-Rubin, Den Haag, in ihrem Beitrag „Leben und Sterben mit Demenz. Können wir mit Menschen mit Demenz über Sterbewünsche kommunizieren?“ Die Tochter von Validation-Begründerin Naomi Feil zog mit ihrer expressiven und anschaulichen Vortagsweise das Publikum in ihren Bann und machte deutlich, wie Kommunikation mit dementiell erkrankten Menschen funktionieren kann.
Zum Abschluss der Vortragsreihe schließlich stellte Andreas Lüdeke, Lippe, das 5. FGPG-Grundsatzpapier „Umgang mit Sterbewünschen in der Palliativen Geriatrie“ vor. Es wurde von den Mitgliedern der Fachgesellschaft für Palliative Geriatrie (FGPG) erarbeitet und soll nun Pflegeeinrichtungen und Wohnformen für Menschen mit Behinderungen Orientierung und Sicherheit im Umgang mit Sterbewünschen geben.

Themensessions und Preisverleihung

In den anschließenden fünf parallel stattfindenden Themen-Sessions wurden dann verschiedene Aspekte vertieft. In einer Online-Diskussionsrunde, moderiert von Ralf Jox, ging es um das Tagungsmotto. Den online zugeschalteten Teilnehmer:innen stellten sich Gerda Schmidt, Wien, Nicole Weis-Liefgen, Luxembourg, Roland Kunz, Zürich, und Dirk Müller, Berlin. Weitere Themen-Runden hatten „Leben und Sterben zu Hause und in Institutionen“, „Palliative Geriatrie in der Wissenschaft“, „Validation für Menschen mit Demenz“ sowie „Palliative Versorgung im Krankenhaus“ zum Inhalt.
Und auch ein Preis wurde auf der 17. Fachtagung verliehen: Achim Rieger, Hausarzt und Palliativmediziner in Berlin, wurde von Michael de Ridder, Vorsitzender des Kuratoriums der Hans Joachim und Käthe Stein Stiftung, für sein großes Engagement bei der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender ausgezeichnet.

Dr. Christina Fuhrmann aus der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, grüßt die Teilnehmenden. Fotos: C. Pfister
17. Fachtagung Palliative Geriatrie: Blick ins Forum der Konrad-Adenauer-Stiftung
Tagungsleiter Dirk Müller, Leiter des Bereichs Hospiz und Palliative Geriatrie/KPG im Unionhilfswerk.
Themensession auf der Fachtagung.