Infos & Beratung rund um die Themen Sterben, Tod und Trauer

ZENTRALE ANLAUFSTELLE HOSPIZ

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Interkulturelle Öffnung in Hospiz- und Palliativbereich und Altershospizarbeit

In der deutschen Migrationsgeschichte gab es viele Phasen der Zuwanderung aus unterschiedlichen Gründen und aus verschiedenen Ländern. Die Berliner Bevölkerung wird immer internationaler: Der Anteil der Einwohner mit ausländischen Wurzeln liegt inzwischen bei rund 35 Prozent bzw. über 1,3 Millionen Einwohner:innen aus über 190 Nationen und mit mehr als 100 Sprachen.
Auch wächst kaum eine Bevölkerungsgruppe in der Stadt so rasant wie die der ältere Migrant:innen – dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass viele dieser Frauen und Männer in den 1960er Jahren als sogenannte „Gastarbeiter“ nach Deutschland gekommen waren. Aber auch die Zahl schwerstkranker und versorgungsintensiver Kinder und Jugendlichen in Familien mit Migrationshintergrund steigt. Für viele ist es mit großen Schwierigkeiten verbunden, sich im deutschen Sozial-, Gesundheits- und Pflegesystem zurechtzufinden.

Jala El Jazairi
Jala El Jazairi ist das Gesicht der Interkulturellen Öffnung Hospiz im Team der ZAH. Foto: Olaf Gutowski

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Online-Fachtag zu nachhaltiger Kommunikation und Informationsvermittlung für Menschen mit Migrationsgeschichte in den Bereichen Demenz, Hospiz und Palliative Care

Die Pflege der alten Mutter ist nicht mehr zu schaffen. Ein Freund liegt mit einer Krebserkrankung im Sterben. Gut, dass es für solche Fälle Beratungs- und Unterstützungsangebote für Angehörige und Nahestehende gibt. Doch anders sieht es aus bei Menschen mit Migrationshintergrund – die nämlich nutzen Leistungen aus der Pflegeversicherung und Unterstützungsangebote in Beratung und Selbsthilfe signifikant weniger als Deutschstämmige. Noch auffälliger ist die Zurückhaltung, wenn es um Demenz oder die palliative Versorgung am Lebensende geht. Welche Gründe das hat und wie man die Informations- und Kommunikationssituation in diesem Feld verbessern kann, darum gingt es auf einem Online-Fachtag am 30. November 2022 in Kooperation der Fachstelle für Pflegende Angehörige mit der Zentralen Anlaufstelle Hospiz (ZAH).
In dem fachlichen Austausch zum Thema „Information und Kommunikation“ wurde Fragen wie „Was hat sich bewährt?“, „Wo ist ein Umdenken nötig?“, „Wo gibt es Ansätze für andere, nachhaltige Wege?“  oder „Gibt es kulturelle Leitbilder und Handlungserwartungen, die man inhaltlich berücksichtigen sollte?“, nachgegangen und Beispiele guter Praxis aufgezeigt. Diskutiert wurde, wie sich die momentane Situation ändern lässt und welche Kommunikations- und Informationswege und -mittel dafür geeignet sind. Eingeladen waren Vertreter:innen aus kulturellen und religiösen Gemeinschaften, aus Forschung, Demenz- und HPV-Fachgesellschaften, Pflege, Beratung, Prävention und Selbsthilfe und natürlich aus der Verwaltung, von Pflegekassen und Medien.

Herzlicher Gruß von Bildschirm zu Bildschirm: Die Teimnehmenden der Online-Tagung. Foto: Fachstelle für pflegende Angehörige

Info-Veranstaltung zur kultursensiblen Palliativ- und Hospizarbeit für arabischsprachige Community

Am 17. September 2022 wurde erstmals eine Info-Veranstaltung zur kultursensiblen Palliativ- und Hospizarbeit für arabischsprachige Migranteninnen in der Flüchtlingskirche in Berlin-Kreuzberg durchgeführt. Und das mit großem Erfolg: Insgesamt 46 Teilnehmerinnen aus verschiedenen arabischen Länder und aus unterschiedlichen Generationen waren gekommen, die arabische Community in Berlin hat die Veranstaltung sehr gut angenommen.
Organisiert in Zusammenarbeit der Zentralen Anlaufstelle Hospiz mit den Brückenbauer*innen Palliative Care haben viele Menschen mit Migrationshintergrund die Veranstaltung mitgetragen – so etwa durch Hilfe beim Ausgestalten des Raumes, mit Essen und Musik oder durch Betreuung der Kinder, was als Zeichen für ein großes Interesse am Thema gewertet werden kann.  
Begrüßt wurden die Gäste von Nazife Sari, der Leiterin des Projektes Brückenbauer*innen Palliative Care der Diakonie und Jala El Jazairi, Koordinatorin für Interkulturelle Öffnung in der Zentralle Anlaufstelle Hospiz des Unionhilfswerks. Nazife Sari stellte das Projekts Brückenbauer*innen und die Aspekte der Unterstützung der Menschen mit Migrationshintergrund vor. Jala El Jazairi erklärte auf Arabisch die Bedeutung der Palliativversorgung und gab einen Überblick über die Angebote in Berlin.
In der Diskussion gab es viel Raum für Fragen aus dem Publikum, außerdem berichteten einige Teilnehmerinnen aus der arabischsprachigen Community über ihr Engagement und ihre Erfahrungen in diesem Bereich. Muhannad Abulatifeh, Brückenbauer für Arabischsprachige, hielt z. B. einen Vortrag über die Hilfsangebote der Brückenbauer*innen.
Das Veranstaltungsformat, eine Mischung aus Infovorträge, offener Diskussion, leckerem Essen und Kinderbetreuung mit Spielen und Basteln sowie einer abschließenden Darbietung des Hannen Chors – einer freiwillige Initiative des Hanin-Kulturforums –, sorgte für einen lebendigen Ablauf. Berührend war dann auch die Diskussion mit pflegenden Angehörigen und Senior:innen über ihre Erfahrungen und die Bereitschaft der Menschen, sich zu engagieren. So fragte ein Teilnehmer: „Ich möchte gerne schwerstkranken Menschen helfen. Darf ich mich engagieren, auch wann ich nicht sehr gut Deutsch spreche?“ Und eine andere Teilnehmerin erzählte: „Mein Mann ist vor einem Jahr gestorben, dadurch habe ich das Hospiz entdeckt. Heute bin ich hier um zu erfahren, wie ich mich ehrenamtlich für Menschen am Lebensende engagieren kann.“ 

Die Infoveranstaltung wurde im Rahmen der Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit in der Hospiz- und Palliativversorgung in Berlin zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund und aus anderen Kulturkreisen durchgeführt. Dieses Format soll zukünftig auch für andere Sprachen und kulturelle Gruppen organisiert werden.

Menschen sitzen und schauen zwei Frauen auf einer Bühne zu.
Nazife Sari (l.) und Jala El Jazairi begrüßen die Gäste.
Fotos: ZAH